Erntezeit

In diesen Tagen versammeln wir das Erbe der menschlichen Geschichte.
Alles, was Menschen an Weisheit, Erkenntnis und prophetischer Schau je hervorgebracht haben, möchte nun in eins zusammenfließen.
In verschiedensten Kulten, Religionen, Geheimlehren, Denksystemen und Kulturen versuchen Menschen seit je, der höchsten Wahrheit und dem tiefsten Geheimnis des Lebens Ausdruck zu geben.
Wege zum Höchsten wurden in verschiedensten Sprachen, in verschiedenster Symbolik von Weisen und Lehrern festgehalten und überliefert. Verteilt über die Jahrtausende, verteilt über die Länder der Erde, liegt das gesamte Wissen der Menschheit – wahres Wissen, aber auch vermeintliches, das einer wirklichen Überprüfung nicht standhält.

So wie der Bauer zunächst alles Korn erntet und dann die Ähren drischt, um den Wind die Spreu vom Weizen trennen zu lassen, so werden heute die Früchte der Menschheitsgeschichte geerntet und gewogen.
Was Spreu ist, wird davongeweht werden – doch was genügend Gewicht hat, um zu bestehen, wird erhalten bleiben.

Es ist die Ernte von vielen Feldern – die seelischen Essenzen aus allen Völkern, allen Zeiten. Jedes Volk und jede Zeit hat andere Symbole, andere Bilder, andere Sprachen und Riten für seine jeweilige Schau des Höchsten. Doch jede Menschengruppe, jeder Stifter oder Prophet durfte auf einzigartige Weise einen Teil des Unsagbaren schauen. Dieses Erkennen, dieser Fluß der Offenbarungen dauert bis heute an.
Je weiter und lichter unser Geist wird, je mehr er sich dem Höchsten Geist öffnet, desto vollkommener wird unsere Schau werden, und desto mehr werden wir selbst eins sein mit allem, was ist.

Frucht dieser vollkommenen Einheit ist die hier angesprochenene Ernte.
Die Weisheit aller Zeiten (manche nennen sie sophia perennis, die »ewige Weisheit«) findet zu einander.

Indem wir das Wertvollste aller Menschen, Zeiten und Länder zusammenströmen und sich im besten Sinne verbinden lassen, einen wir die Menschheit in diesem ihrem Höchsten.

Wir treffen uns nicht am untersten Punkt – in Kriegen und Kämpfen, Gier und Konsum – sondern am höchsten: da, wo wir am menschlichsten sind.
Das »Volk Mensch« beginnt als Ganzes, das Fazit aus seiner Zeit hier auf diesem Planeten zu ziehen.
Wir destillieren die Essenz aus allen Epochen, allen Kulturen, allen Lebenserfahrungen
Wir legen unsere Erkenntnisse und Erleuchtungen, unsere tiefsten Gebete und Sehnsüchte zusammen: und plötzlich wird uns klar, dass sie alle um eine gemeinsame, ewige Mitte kreisen.

Aus den Mosaiken vieler Jahrtausende formt sich nun das ganze Bild – so klar, dass bald alle es erkennen werden können, die das nur wollen.
Der Weg zum Höchsten liegt für jeden gangbar.
Die Menschenseele hat ihre Einheit wiedergefunden und kann als Ein Wesen ihrer uralten Sehnsucht folgen und heimkehren.
Doch vor dieser Heimkehr liegt die Ernte.
Denn alles, was wir auf diesem Planeten, in der Geschichte unseres menschlichen Daseins lernten und vollbrachten, nehmen wir mit uns.

Denkt immer daran:
Es hieß einmal »Macht euch die Erde untertan!« – und dieser Satz wurde so falsch verstanden wie nur irgendeiner.
Gemeint war natürlich, dass wir gerufen sind, ihre Gärtner zu sein, ihre Mithelfer.
Helfer der Evolution – und zwar nicht durch Gentechnik, sondern durch unsere Seelen.

Der Mensch schenkt dem großen Organismus dieses Planeten… sich selbst.
Wir sind das »Weltenorgan« Mensch.

Wir alle sind unserer Herkunft nach Erzengel, die in die Urgestalt des Menschen geschlüpft sind:
um nämlich hier auf Erden das Werk von Erzengeln zu tun.
Wir traten ein in die Welt von Zeit und Raum, die Welt der Geschichte.
All das, um Erfahrungen zu sammeln, ja: um Erfahrung zu erschaffen.
Wir haben nie bloß für uns selbst gelebt.

Wir waren immer Agenten des Lebens.
Und die Frucht unseres Jahrtausende langen Werkes will geerntet sein.
Wenn du ganz Seele bist (und letztlich: wer wäre das nicht?), wirst du wissen, was ich meine.

Lasst uns einander lieben.
Lasst uns diese Erde hüten und veredeln.